Zur Kartierexkursion des Botanischen AK im Einetal am 09.07.2022

… südöstlich von Tilkerode (Messtischblatt MTB 4333/44)

Auf einer Rundwanderung durchs liebliche Einetal und die Tilkeröder Berge wurde in ausgedehnten Wiesen, an Ackerrändern und kleinen Gewässern, in Ortschaften sowie Laub- und Mischwäldern die Flora der Farn- und Blütenpflanzen kartiert. Dieser am Rande unseres Arbeitsgebietes liegende Raum ist in der Vergangenheit im Rahmen von Exkursionen nur ungenügend gewürdigt worden.
Treffpunkt der 19 Teilnehmer war der Parkplatz am Spotplatz zwischen den Ortschaften Abberode und Tilkerode im Landkreis Mansfeld-Südharz. Das Wetter konnte mit leichter Bewölkung und angenehmen Sommertemperaturen nicht besser sein. Nur zum Abschluss der Exkursion gab es eine kleine Abkühlung durch einen Regenschauer.

 

 

 

Die Tour führte zunächst auf der Verbindungsstraße nach Ritzgerode hinab ins Tal der Eine. Schnell füllte sich der Speicher des Diktiergerätes mit zahlreichen Pflanzenarten der Wald- und Wiesenränder. In den mageren Wiesenbereichen an der steilen Böschung der kleinen Straße fanden wir unter anderem Arznei-Thymian (Thymus pulegioides), Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor) und Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum). Zwischen den Elternarten fand sich auch der Bastard aus Stängelloser Kratzdistel (Cirsium acaulon) und Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum). Gewöhnliches Zittergras (Briza media) und Hügel-Meier (Asperula cynanchica) waren hier reichlich vertreten. Bemerkenswert war ein großes Vorkommen der Gelben Skabiose (Scabiosa ochroleuca). Die Pflanze wächst hier an ihrer westlichen Verbreitungsgrenze im Inneren des Harzes.

 

 

Nach anderthalb Stunden erreichten wir das Einetal. Das ca. 40 Kilometer lange Fließgewässer entspringt südöstlich von Harzgerode und mündet bei Aschersleben in die Wipper. Der Fluss ist reguliert und die ausgedehnten Wiesen werden als Weiden und zur Heugewinnung genutzt. In malerischer Lage prägt die Untermühle an dieser Stelle das Tal. Das historische Gebäude ist bereits seit dem 11. Jahrhundert bekannt und ist als technisches Denkmal heute noch eine funktionsfähige Wassermühle.
In der Nähe der Untermühle fanden wir am Wiesensaum ein paar Pflanzen vom Guten Heinrich (Chenopodium bonus-henricus). Am Waldrand wurden offensichtlich über längere Zeiträume Gartenabfälle beseitigt. Einige Arten aus den Gärten konnten sich hier etablieren. Dazu gehörten Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris), Asiatische Kermesbeere (Phytolacca esculenta), Damaszener Schwarzkümmel (Nigella damaszena) und Kartoffel (Solanum tuberosum). In unmittelbarer Nähe wuchs hier auch Gewöhnlicher Seidelbast (Daphne mezereum).
Wir folgten dem Weg durchs Einetal nach Osten, der uns durch Wiesen und Laubwälder führte.
An einer Wegböschung entdeckten wir einen größeren Bestand der Büschel-Nelke (Dianthus armeria) und dazwischen Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea). An feuchten Stellen blühte Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica). In den Hochstaudenfluren begann das Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) zu blühen, ein invasiver Neophyt, der sich auch im Einetal ausbreitet.
Wir nutzten einen kleinen Wiesenhang für eine kurze Rast, wurden hier aber immer wieder von Ameisen gestört. Nach der Pause entdeckten wir an einem Altarm der Eine die seltene Süße Wolfsmilch (Euphorbia dulcis).

 

 

Da die Zeit schon deutlich vorangeschritten war, kürzten wir die ursprünglich vorgesehene Wanderung nun deutlich ab und stiegen auf einem steilen Waldweg auf den Tilkeröder Berg hinauf.
Auf dem Kammweg durch Kahlschläge und Kulturen fanden wir Liegendes Hartheu (Hypericum humifusum) und Gold-Klee (Trifolium aureum). Die Hain-Brombeere (Rubus nemorosus) bildete hier größere Bestände.
Wieder im Tal botanisierten wir an einem kleinen Teich, der früher als Freibad diente. Hier bildeten Breitblättriger Rohrkolben (Typha ltifolia), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria), Glieder-Binse (Juncus articulatus), Gefalteter Schwaden (Glyceria notata) und Wasser-Minze (Mentha aquatica) ein dichtes Uferspalier. Auch die Blasen-Segge (Carex vesicaria) kam hier vor. Die Schwimmblattvegetation wurde vom Schwimmenden Laichkraut (Potamogeton natans) geprägt.

 

 

 

Unser Weg führte nun an einen Rapsacker mit größeren Beständen der Roggen-Trespe (Bromus secalinus) und wenigen Exemplaren der Acker-Lichtnelke (Silene noctiflora). Am Ortsrand von Tilkerode erfreuten wir uns an ruderalen Wegböschungen mit Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) und Windblumen-Königskerze (Verbascum phlomoides) mit ihren großen gelben Blüten. In den Pflasterfugen des Ortes konnte wir dann noch Kleines Liebesgras (Eragrostis minor), Weiße Fetthenne (Sedum album) und Aufrechtes Mastkraut (Sagina micropetala) in unserer Liste aufnehmen.
Im Ort überraschte uns ein kleiner Regenschauer und wir fanden an der Hauptstraße alle Schutz unter einer alten Linde, einem prächtigen Naturdenkmal. Mit Ansage konnten wir dann zum Abschluss der Kartierung am Parkplatz zwischen den Autos in Pflasterfugen noch wenige Pflanzen vom Mäuseschwanz-Federschwigel (Vulpia myorus) registrieren.
Es war Alles in Allem ein schöner Kartierungstag in einer sehr reizvollen und lieblichen Gegend mit einem Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen.
Auch das Kartierungsergebnis kann sich sehen lassen:
Wir konnten, inklusive weniger Sippen aus der Vorexkursion im Frühjahr, insgesamt 363 Sippen nachweisen. Darunter befanden sich 35 geschützte und gefährdete Sippen. Für den MTB-Quadrant konnten 44 Neufunde und 23 Wiederfunde nach 1991 erbracht werden. Wir konnten offensichtlich damit eine Kartierungslücke füllen.

Die Botanischen Errungenschaften der Kartierexkursion können in Form einer Artenliste heruntergeladen werden:
2022_07_09-BAK-Einetal

Text: Armin Hoch
Fotos: Armin Hoch
Bearbeitung Artenliste: Dr. Hans-Ulrich Kison und Armin Hoch