Kryptogamen-Exkursion des BotAK Nordharz e.V. in den Klostergrund beim Kloster Michaelstein am 01.10.2022

Das Exkursionsgebiet liegt im Messtischblatt 4131 Quadrant 3 und schließt westlich direkt an das Kloster Michaelstein an, wobei auch die kaskadenartig angelegten Fischteiche besucht wurden.

Neun an Kryptogamen interessierte Vereinsmitglieder machten sich trotz regnerischen Wetters auf den Weg, der von Gisela Schaaf geplant wurde. Nach anfänglichem Regen wurden die Exkursierenden dann doch noch mit einigen Sonnenstrahlen belohnt. Teamarbeit war während der Sichtung der Teichbodenflora nötig, um alle Stiefel und Exkursionsteilnehmer wieder ans sichere Festland zu bringen.

Als Gartenflüchtling wurde schon im Klosterbreich Petrorhagia saxifraga (L.) Link. (neu im MTBQ) festgestellt, die kurz zuvor auch im Stadtgebiet Wernigerode beobachtet wurde. In den Anpflanzungen war auch Gypsophila elegans M. Bieb. als Vergleich vertreten.

Die Aufnahme der Teichbodenvegetation erbrachte u. a. den Nachweis von Cyperus fuscus L. (Wiederfund nach 1950), die an den Oberharzer Teichen nicht so selten ist wie im Unterharz. Schon Wilhelm Schatz gibt die Art in seiner „Flora von Halberstadt“ (1854) für Michaelstein an. Es lohnt sich also immer auch bei den Altvorderen nach Standorten zu suchen, die mit etwas Glück auch wieder bestätigt werden können. Folgende Arten des Teichbodens wurden notiert:

  • Alisma plantago-aquatica L. s. str. (neu im MTBQ)
  • Bidens frondosa L. (neu im MTBQ)
  • Carex pseudocyperus L.
  • Chenopodium polyspermum L.
  • Chenopodium rubrum L. (Wiederfund nach 1991)
  • Cyperus fuscus L.
  • Equisetum fluviatile L.
  • Gnaphalium uliginosum L. (Wiederfund nach 1991)
  • Myosotis nemorosa Besser (neu im MTBQ)
  • Oenanthe aquatica agg.
  • Persicaria lapathifolia (L.) Delarbre s. lat.
  • Ranunculus circinatus Sibth. (Wiederfund nach 1950)
  • Ranunculus sceleratus L.
  • Rorippa palustris (L.) Besser
  • Rumex maritimus L. (neu im MTBQ)
  • Stellaria aquatica (L.) Scop.
  • Veronica beccabunga L.

Der Wald im besuchten Klostergrund ist ein Laubmischwald aus Elementen der bachbegleitenden Wälder, der Buchenwälder und ist geprägt durch ehemalige wegbegleitende Pflanzungen. Hier sind vor allem die sehr alten Exemplare von Carpinus betulus L. bemerkenswert, die als ehemalige Schneitelbäume heute durchgewachsen und aufgrund des hohen Alters bevorzugter Kryptogamen-Lebensraum sind.

  • An Moosen wurden gefunden:
  • Anomodon attenuatus (Hedw.) Huebener
  • Anomodon veticulosus (Hedw.) Hook. & Taylor
  • Atrichum undulatum (Hedw.) P. Beauv.
  • Brachythecium rutabulum (Hedw.) Schimp.
  • Bryum capillare Hedw.
  • Ceratodon purpureus (Hedw.) Brid.
  • Eurynchium striatum (Hedw.) Schimp.
  • Fissidens bryoides Hedw.
  • Fissidens taxifolius Hedw
  • Frullania dilatata (L.) Dumort.
  • Hypnum cupressiforme Hedw. S. lat.
  • Hypnum cupressiforme var. filiforme Brid.
  • Isothecium alopecuroides (Dubois.) Isov.
  • Leptodyctium riparium (Hedw.) Warnst.
  • Metzgeria furcata (L.) Dumort.
  • Mnium hornum Hedw.
  • Orthotrichium affine Schrad. ex Brid.
  • Plagiomnium undulatum (Hedw.) T. J. Kop.
  • Plagiothecium cavifolium (Brid.) Z. Iwats.
  • Platydicta jungermannoides (Brid.) H. A. Crum.
  • Polytrichiastrum formosum (Hedw.) G. L. Sm.
  • Radula complanata (L.) Dumort.

Bemerkenswerte Flechten an alten Hainbuchen und Eschen:

  • Anisomeridium polypori (Ellis & Everh.) M. E. Barr
  • Arthonia atra (Pers.) A. Scheid.
  • Arthonia radiata (Pers.) Ach.
  • Candelariella xanthostigma (Ach.) Lettau
  • Graphis scripta (L.) Ach.
  • Naevia dispersa (Schrad.) Thiyagaraja (Syn. Arthonia dispersa)
  • Pertusaria leioplaca (Ach.) DC.
  • Pseudoschismatomma rufescens (Pers.) Ertz & Tehler
  • Pyrenula nitida (Weigel) Ach.
Arthonia dispersa (oben), Pyrenula nitida (mitte) und Graphis scripta (unten)

Eine Reihe der festgestellten Kryptogamen sind typisch für „historisch alte Wälder“, die im gesamten Harz Seltenheitswert haben. Daneben wurden auch zahlreiche Großpilze beobachtet.

Im Bild ist die Herbst-Lorchel zu sehen.

Text: Dr. Hans-Ulrich Kison
Fotos: Jürgen Roehl