Kartierungsexkursion des Botanischen Arbeitskreises Nordharz e.V. im Leinetal nördlich von Schielo (Messtischblatt MTB 4333/32)

An diesem Samstag mit hochsommerlichen Temperaturen trafen sich fünfzehn Mitstreiter auf dem Schützenplatz in Schielo. Unsere Exkursion führte ins Tal der Leine. Dabei wurde die Flora der Farn- und Blütenpflanzen der Wegränder, Wiesen, Äcker und Wälder im Gebiet der Warmen Liete kartiert. Es wurden zahlreiche Pflanzen erfasst, die das normale Inventar dieser Lebensräume ausmachen, aber auch ein paar besondere Arten gefunden.

Schon am Ortsrand konnten wir uns über wenige „aus Kultur ausgebüchste“ Büschel-Glockenblumen (Campanula glomerata) erfreuen. Hier hatte sich auch die stattliche Armenische Brombeere (Rubus armeniacus) etabliert.

Armenische Brombeere – Rubus armeniacus

An den breiten Böschungen der Wege, die durch die Felder zum Waldrand führten, blühte zwischen den Elternarten das Weißgelbe Labkraut (Galium pomeranicum) und unter den stattlichen, am Wegrand gepflanzten, Gewöhnlichen Mehlbeeren (Sorbus aria) fanden wir ein paar Exemplare vom Guten Heinrich (Chenopodium bonus-henricus).

Gewöhnliche Mehlbeere – Sorbus aria

Die Ackerränder hatten leider nicht viel zu bieten. Die Pflanzenschutzmittel hatten Ihre Wirkung nicht verfehlt. Immerhin war mit wenigen Pflanzen noch der Acker-Krummhals (Anchusa arvensis) vertreten und hin und wieder leuchteten die blauen Blüten der Kornblume (Centaurea cyanus) und die roten Blüten vom Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) und vom Saat-Mohn (Papaver dubium).

Direkt auf dem Weg, der am Waldrand entlang zu einer artenreichen Feuchtwiese führte, fanden wir den Kleinen Klappertopf (Rhinanthus minor). Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) im Quellbereich der Wiese war leider bereits verblüht, wir konnten aber ein paar „Mumien“ nachweisen. Hier entdeckten wir auch die Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und den Kleiner Baldrian (Valeriana dioica). Nicht zu übersehen waren die imposanten Horste der Rispen-Segge (Carex paniculata).  

Rispen-Segge – Carex paniculata in Quellwiese bei Schielo

Auf einem trockenen Hügel in dieser Wiese konnte bei einer Vorexkursion die seltene Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides) nachgewiesen werden. Bei dieser Begehung gelang im benachbarten Waldsaum auch der Nachweis von einigen Pflanzen des Glänzenden Storchschnabels (Geranium lucidum).

An einem kleinen Teich im Wald legten wir im Schatten der alten Laubbäume eine kleine Rast ein. Am Ufer des Weihers wuchs die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) und auf dem Wasser hatte sich das Schwimmende Laichkraut (Potamogeton natans) etabliert.

Unser Weg führte uns nun durch Forstkulturen mit Eichen (Quercus spec.) und Douglasien (Pseudotsuga menziesii). Die großen Flächen entstanden durch Fichten-Kahlhiebe, die, wie in den letzten Jahren überall im Harz, auf Grund einer Borkenkäferkalamität notwendig wurden. Diese Flächen bieten Gräsern und vor allem Brombeerarten ausgezeichnete Wachstumsbedingungen. Zu den hier etablierten Arten gehörten neben der Himbeere (Rubus idaeus), die Grabowskis Brombeere (Rubus grabowskii), die Raspel-Brombeere (Rubus radula) und etwas seltener die Halbaufrechte Brombeere (Rubus nessensis). An einigen Wegrändern gesellte sich dann noch die Krummnadelige Haselblattbrombeere (Rubus curvaciculatus) dazu, die erst später nachbestimmt wurde.

Bei der Vorexkursion am 18. Mai 2023 blühten auf einem naturbelassenen Forstweg tausende Pflanzen vom Bunten Vergissmeinnicht (Myosotis discolor). Jetzt im Juni war davon kein einziges Pflänzchen mehr zu entdecken! Dafür fanden wir hier das Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) und das Liegende Hartheu (Hypericum humifusum).

Buntes Vergissmeinnicht – Myosotis discolor
Liegendes Hartheu – Hypericum humisifolium

Im Tal der Leine hatten wir uns dann die Mittagspause verdient. Auf Grund der hohen Temperaturen kürzten wir den Rückweg ab und fanden beim Aufstieg an den breiten Forstwegen noch schöne Bestände der Heide-Nelke (Dianthus deltoides).

Es war Alles in Allem ein schöner Kartierungstag in einer sehr reizvollen und lieblichen Gegend mit einem Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen. Auch das Kartierungsergebnis kann sich sehen lassen: Wir konnten, inclusive weniger Sippen aus der Vorexkursion im Frühjahr, insgesamt 376 Sippen nachweisen. Darunter befanden sich 41 geschützte und gefährdete Sippen. Für den MTBQ konnten 33 Neufunde und 21 Wiederfunde nach 1991 erbracht werden.

Einige der Exkursionsteilnehmer besuchten im Anschluss noch einen Ackerrand bei Neudorf (Harz), an dem sich zahlreiche Pflanzen der Großblütigen Leimsaat (Collemia grandiflora) etabliert hatten.

Großblütige Leimsaat – Collemia grandiflora

Die Botanischen Errungenschaften der Kartierexkursion können in Form einer Artenliste heruntergeladen werden: Artenliste Leinetal nördlich Schielo

Text: Armin Hoch
Fotos: Armin Hoch, Dr. Joachim Keller, Jürgen Roehl
Bearbeitung Artenliste: Armin Hoch