Exkursion der Mumienbotanik vom 04.11.2023

Ziel der Exkursion „Mumienbotanik“ sollte es sein, anhand der Reste, die der Herbst von den Pflanzen übriggelassen hat, der Art in ihrer Bestimmung so nahe wie möglich zu kommen. Das sollte eine echte Gemeinschaftsarbeit werden, bei der jeder seine Kenntnisse, Vermutungen und Vorschläge mit einbringt. Aufgrund der Wetterverhältnisse im Jahr 2023 – einem niederschlagsreichen Sommer und Herbst nach einem sehr trockenen Frühling und Frühsommer– hatten aber viele Pflanzen noch einmal Atem geholt und eine späte Nachblüte hervorgebracht, so dass wir neben herbstlichen Mumien wider Erwarten noch etliche blühende Pflanzen vorfanden.

Der Kahlenberg liegt unmittelbar am Harzrand südlich von Rieder und nördlich des NSG „Alte Burg“ bei Gernrode. Es handelt sich um ein Gebiet mit alten Streuobstwiesen, von gut gepflegt bis aufgelassen, Kalk-Trockenrasen, Grünland, Aufforstungen und Sukzessionsflächen.

ehem. Blütenstand der Herbst-Wendelorchis

Grundrosette der Bienen-Ragwurz

Unsere Route führte zunächst am Fürstenweg entlang Richtung Ballenstedt. Vom schönen Sonnenschein verlockt, wechselten wir bald durch die Senke auf die Südseite des Kahlenberges. Hier fanden wir sogar noch einzelne blühende Herbst-Wendelorchis (Spiranthes spiralis) und zahlreiche Sprossende Felsennelken (Petrorhagia prolifera), auch die Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) war noch reichlich vertreten.

Petrorhagia prolifera – Sprossende Felsennelke
Aira praecox – Frühe Haferschmiele

Es war nicht ganz einfach, einen wenigstens etwas windgeschützten Rastplatz zu finden. Anschließend führte uns die Exkursion über den Kamm des Kahlenberges. Bei bester Sicht konnte der Blick weit über das Harzvorland schweifen. An der Nordseite ging es zum ehemalige Hundesportplatz, der als Orchideenstandort wegen des Vorkommens von Herbst-Wendelorchis und Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) unter den Botanikern eine gewisse Bekanntheit hat und wo der Arbeitskreis Heimische Orchideen regelmäßig Teilflächen pflegt. Tatsächlich blühten hier vereinzelt auch noch Fransen- und Deutscher Enzian (Gentianella ciliata, G. germanica).

Vom Hundesportplatz führte der Weg zurück auf den Fürstenweg und zum Parkplatz am Osterteich. Neben den für Anfang November überraschend vielen blühenden Pflanzen fielen hier zahlreiche Pilzarten ins Auge. Die Exkursion bot zudem eine gute Gelegenheit zum Austausch und einem gedanklichen Resümee über das ‚Botanische Jahr 2023‘. Aufgrund der guten Erfahrung mit diesem späten Exkursionstermin wurde von mehreren Teilnehmern angeregt, dies auch in den nächsten Jahren einzuplanen.

Text: Dr. Veronika Kartheuser
Fotos: Dr. Joachim Keller, Dorothee Wolf-Dolata