23. gemeinsame Exkursion mit dem Naturwissenschaftlichen Verein Goslar Erkundung der Bergwiesengesellschaften bei Hohegeiß

Die Harzer Bergwiesen bei Hohegeiß waren das Ziel einer gemeinsamen Exkursion des Naturwissenschaftlichen Vereins Goslar und des Botanischen Arbeitskreises Nordharz. Trotz des unsicheren Wetters konnte der Leiter der Exkursion Dr. Florenz Sasse 26 Teilnehmer am Parkplatz der Bushaltestelle „Hoheheiß-Heimathütte“ begrüßen. Nach einer kurzen Wanderung zum Grillplatz Bechlerstein gab er eine kleine Einführung in die Vegetation und den Schutzstatus des Gebietes, das als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet 150 „Bergwiesen und Wolfsbachtal bei Hohegeiß“ ausgewiesen ist. Bei den Bergwiesen kann man einen nährstoffreichen und einen mageren Biotoptyp unterscheiden, bei letzterem auch noch basenarme und basenreiche Ausprägungen. Die verschiedenen Standortbedingungen spiegeln sich in unterschiedlichen Artenspektren wider. Die typische Pflanzengesellschaft an nährstoffeichen Standorten ist die Waldstorchschnabel-Goldhaferwiese, an mageren Standorten die Bärwurz-Rotschwingel-Wiese.

Die Wanderung führte zunächst durch Waldrandgebiete und die Feuchtbiotope des Wolfsbachtals. Gleich zu Beginn wurde über die Bestimmung eines Frauenmantels (Alchemilla spec.) diskutiert. Von dieser artenreichen Gattung sind im Harz 11 Arten heimisch, deren Bestimmung aufwändig ist. Einfacher waren die Bestimmungen von Echtem Ehrenpreis (Veronica officinalis), Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Rotem Finderhut (Digitalis purpurea), Hain-Gilbweiderich (Lysimachia nemorum), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acris), Knotiger Braunwurz (Scrophularia nodosa), Europäischer Siebenstern (Trientalis europaea) und Färber-Ginster (Genista tinctoria).

Bistorta officinalis und Geranium sylvaticum
Phyteuma spicatum

Im Wolfsbachtal fanden sich dann schon typische Elemente der Bergwiesen, wie Schlangen-Wiesenknöterich (Bistorta officinalis), Hallers Schaumkresse (Arabidopsis halleri), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum), Bärwurz (Meum athamanticum) und Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum). Vor allem die zahlreichen weißen Blüten von Schlangen-Knöterich und Bärwurz bestimmten gemeinsam mit den blau-violetten Blüten des Wald-Storchschnabels den Aspekt der Bachniederungen. Bemerkenswert war der Fund eines vermutlichen Bastards zwischen Echter und Bach-Nelkenwurz (Geum urbanum und Geum rivale).

Hinter dem Engelsbach wurde der Weg enger. An den Felsen wuchsen Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis) und Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris). Nach einem kurzen Aufstieg wurde dann der erste Bergwiesenabschnitt erreicht. Auffallend waren sofort die leuchtenden Köpfe der Arnika (Arnica montana), eine begehrte Heilpflanze, die durch Sammeln und Biotopverlust bedroht ist. Deutschland hat für den Schutz dieser Art eine besondere Verantwortung übernommen. Der Bergwohlverleih, wie die Arnika auch genannt wird, findet sich eher auf nährstoffarmen Bergwiesen, wie auch das Harzer und das Heide-Labkraut (Galium saxatile und G. pumilum), die Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius) und die Blutwurz (Potentilla erecta).
Schwieriger zu finden war eine andere bedrohte Art, der Weiche Pippau (Crepis mollis). Er wurde erst nach einigem Suchen gefunden, danach aber noch öfter entdeckt. Er kommt eher auf basenreichen Standorten der Bergwiesen vor. Gefährdet ist auch das Pyrenäen-Leinblatt (Thesium pyrenaicum), das hier zahlreich vorkommt.

Arnica montana
Orchis mascula

In der Nähe des Kurparks fielen große Bestände von Lupinen (Lupinus polyphyllus) in den Wiesen auf. Da diese neophytische Art zu einer Eutrophierung ihrer Standorte führt, wurde das Vorkommen eher kritisch gesehen. In einem Waldrandbereich des Kurparks wurde der Platanen-Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius) entdeckt, eine Art subalpiner und montaner Hochstaudenfluren, die im Harz ihre nördlichste Verbreitung hat.

Ranunculus platanifolius

Die letzte Etappe der Exkursion führte durch teilweise eher magere Bergwiesen nördlich von Hohegeiß. Hier gab es gleich zu Anfang die kräftig blau gefärbten Köpfchen der Kugeligen Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) zu bestaunen. Auch diese Art bevorzugt wie der Weiche Pippau eher basenreiche Standorte. Hier findet sich auch das Nordische Labkraut (Galium boreale) und das Sonnenröschen (Helianthemum nummularium ssp. obscurum). Auf den ausgedehnten Wiesen waren noch einmal alle hier typischen Arten vertreten, dazu weitere Seltenheiten wie Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula) und Trollblume (Trollius europaeus).

Zurück am Grillplatz Bechlerstein fand die Exkursion in einer gemütlichen Runde bei Kaffee, Tee und Kuchen ihren Abschluss. Bei der Ankunft gab es noch einen kurzen Regenschauer, aber dann schien endgültig die Sonne. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Bergwiesen bei Hohegeiß einen Besuch wert sind und hoffentlich erhalten werden können. Da abzusehen ist, dass die traditionelle Bewirtschaftung der Wiesen immer mehr zurückgehen wird, sind staatlich geförderte Pflegemaßnahmen unverzichtbar.

Unser herzlicher Dank gilt der Exkursionsleitung – Herrn Dr. Sasse – und dem Organisationsteam der gelungenen Veranstaltung des NWV Goslar.

Text: Dr. Florenz Sasse
Fotos: Dr. Florenz und Ingrid Sasse, Jürgen Roehl, Katja Osterloh sowie Dorothee Wolf-Dolata