Die 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich zunächst durch einen Parcours von Baustellen und Ampelanlagen zu kämpfen, um den Treffpunkt an der Fußgängerbrücke über die Bode oberhalb Treseburg zu erreichen. Nachdem Regen einsetzte und alle Regensachen angelegt hatten, klarte der Himmel auf und es stand eine sehr erlebnisreiche Kryptogamenexkursion (Moose/Flechten/Farne) bevor, zeitweilig sogar von der Sonne begleitet. Am Hotel „Bodeblick“ vorbei verlief der Weg auf dem Harzer Hexenstieg bis unterhalb der Falkenklippe.
Es waren Schluchtwaldbilder zu sehen, wie es sie im Bodetal mehrfach, aber im ganzen Harz kaum schöner gibt (Baumkulisse: Acer platanoides & pseudoplatanus, Ulmus glabra, Fraxinus excelsior, Tilia spec. Corylus avellana u. a. m.). Die beschatteten Felsen erwiesen sich als Eldorado für die Moosliebhaber. Auch einige interessante höhere Pflanzen waren trotz fortgeschrittener Jahreszeit noch gut zu beobachten. Dazu zählten die Schluchtwald-Kennarten Lunaria rediviva, Saxifraga rosacea (nach DRUDE eine Leitpflanze des Bodetals) und zahlreiche Farnarten, vor allem Polystichum aculeatum in Anzahl. Lilium martagon war als Felspflanze zu sehen, Fragaria vesca und Galeobdolon luteum versuchten sich als (meterlange) Hängepflanzen.
Die unseren Weg begleitenden Felsen waren gut mit Flechten bewachsen, aber nur in wenigen Arten. Die großflächigen Lager von Enterographa zonata haben zumindest Seltenheitswert. Besonders herausgestellt wurde der Parasit Microcalicium arenarium auf Psilolechia lucida. Dieser seltene Pilz wurde im 19. Jh. von dem Blankenburger Apotheker und gleichzeitig Nestor der Harzer Bryologie Ernst Hampe (1795-1880) entdeckt, hat also seinen locus typicus im Harz (genau gesagt am Regenstein). Als Epiphyten fanden Graphis scripta und Pertusaria leioplaca Interesse. Zahlreiche Farne des Schluchtwaldes waren zu sehen, herausgehoben Polystichum aculeatum, der sehr zahlreich auftrat.
Die Liste der gefundenen Moosarten:
Laubmoose Amblystegium serpens Amphidium mugeotti Anomodon viticulosus Atrichum undulatum Barbula convoluta Bartramia pomiformis Brachythecium rutabulum Bryum capillare & caespiticium Campylium calcareum Ceratodon purpureum Ctenidium molluscum Dicranella Dicranum scoparium Encalypta streptocarpa | Laubmoose Fortsetzung Eurhynchium angustirete Eurhynchium striatum & praelongum Fissidens bryoides Homalia trichomanoides Homalothecium lutescens Hypnum cupressiforme & jutlandicum Hypnum filiforme Isothecium alopecuroides Mnium hornum Neckera complanata & crispa Plagiomnium affine & undulatum Plagiothecium denticulatum? Polytrichum formosum Rhizomnium punctatum | Laubmoose Fortsetzung Schistidium apocarpum Thamnobryum alopecurum Thuidium tamaiscinum Tortella tortuosa Lebermoose Diplophyllum albicans Frullania tamarisci Lophocolea bidentata Marchantia polymorpha Metzgeria furcata Plagiochila asplenioides Radula complanata Scapania nemorea |
Vorgestellte Flechtenarten Enterographa zonata Flavoplaca citrina Graphis scripta Gyrographa gyrocarpa Hypogymnia physodes Lecanora argentea Lepraria finkii Microcalicium arenarium Pertusaeia leioplaca Porpidia rugosa Pseudosagedia aenea Psilolechia lucida | Beschreibungen massenweise „Hundepiss-Flechte“, gleich am Hotel Schriftflechte vor allem an Haselnuss rotes Lager an vertikalem Fels Laubbaumäste Laubbaumäste Laubbaumborke an Stein und Borke „Stecknadel“-Parasit auf Psilolechia; vom Blankenburger Apotheker Ernst Hampe entdeckt! an Laubbaumborke, „Naturwaldart“ vielfach an Bergahorn-Borke Falsche Schwefelflechte |
Text: Dr. Hans-Ulrich Kison & Gisela Schaaf
Fotos: Gabriele Bitter, Dr. Joachim Keller, Dr. Hans-Ulrich Kison und Gisela Schaaf