In Fortsetzung der 2023 erfolgreich durchgeführten „Mumien-Botanik“ trafen sich zum Saisonabschluss 2024 fünfzehn Mitglieder des Botanischen Arbeitskreises auf dem Parkplatz am Großen Auerberg zu einer Wanderung zum Frankenteich, einem Staugewässer im Unterharz. Ziel dieser Exkursion war es, anhand der Reste, die der Herbst von den Pflanzen übriggelassen hat, den Arten so nahe wie möglich zu kommen.
Das Wetter war typisch herbstlich kühl, nur selten ließ sich mal die Sonne blicken um die noch vorhandene Laubfärbung zu beleuchten. Bereits auf dem Parkplatz konnten die ersten Mumien der Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis) bestaunt werden.
Neben dieser Orchidee wurden auch die, hier schon seit vielen Jahren beobachteten Arten, Futter-Beinwell (Symphytum uplandicum) und Träufelspitzen-Brombeere (Rubus pedemontanus) vorgestellt. Mit der Armenische Brombeere (Rubus armeniacus) hat sich ein invasiver Neophyt am Parkplatz angesiedelt.
Die Wanderung führte zunächst durch Mischwälder am Großen Silberkopf, in denen auch noch ein paar Fichten (Picea abies) die Kalamitäten der letzten Jahre überstanden hatten. Die Herbst-Lorchel (Helvella crispa) gehörte zu den wenigen Pilzarten, die noch zu erkennen waren.
Neben zwei weiteren Brombeerarten, der Raspel-Brombeere (Rubus radula) und der Halbaufrechten Brombeere (Rubus nessensis), waren noch Mumien vom Echten Fichtenspargel (Hypopitys monotropa) zu finden. Am Wegrand konnte die Teilnehmer einen kleinen Bestand vom Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) anhand der noch vorhandenen Laubblätter bestätigen. Der Wanderweg führte nun weiter über die Schindelbruchwiesen. An der Wald-Wiesen-Grenze überquerten wir mit dem Silberhütter Kunstgraben ein Zeugnis der Bergbaugeschichte vergangener Jahrhunderte. Hier fruchteten zahlreich das Schmalblättrige und das Behaarte Weidenröschen (Epilobium angustifolium & hirsutum).
Während die Exkursionsteilnehmer in den Gebüschen und Gräben entlang des Wanderpfades anhand der Pflanzenreste zum Beispiel das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria), die Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis) oder den Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum) bestimmten, war über ihren Köpfen das wohlklingende Trompeten zahlreicher, nach Süden ziehender, Kraniche zu hören. Am Ostufer vom Frankenteich entdeckten wir zwischen den ausgedehnten Beständen der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) wenige Pflanzen der Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea), die im Gegensatz zur Heidelbeere ihre Laubblätter im Winter behält. Zu den zahlreichen Flechtenarten, die an den felsigen Wegböschungen zu finden waren, gehörte auch die Milde Rentierflechte (Cladonia mitis)
Nachdem wir am Ufer vom Frankenteich wetterbedingt eine nur kurze Rast eingelegt hatten, konnten wir uns am Damm des Stausees anhand noch erkennbarer Mumien vom Vorhandensein der bisher im Harz sehr seltenen Großblütigen Leimsaat (Collemia grandiflora) überzeugen und dabei auch den Anblick des idyllisch gelegenen Frankenteiches genießen.
In den Gräben am Waldweg nördlich des Staugewässers konnten wir uns an den Pflanzenresten vom Gewöhnlichen Teufelsabbiss (Succisa pratensis) und vom Gold-Klee (Trifolium aureum) erfreuen. Mit Maaßens Brombeere (Rubus maassii) und Harzer Brombeere (Rubus hercynicus) wurden zwei weitere Arten dieser bestimmungskritischen Gattung vorgestellt.
Einige der Kahlflächen entlang des Weges waren bereits wieder aufgeforstet. In den Gattern entdeckten wir neben Douglasien (Pseudotsuga menziesii) und Rot-Eichen (Quercus rubra) auch einige Jungpflanzen vom Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata). Kurz vor dem Erreichen der Harzschützenstraße standen direkt am Wegrand drei fruchtende Exemplare der Breitblättrigen Stendelwurz (Epipactis helleborine). Nach dem Überqueren der Straße ließen wir unsere Blicke über riesige Kahlflächen schweifen. Hier hatte der Borkenkäfer in den letzten Jahren auf großer Fläche alle Fichtenbestände vernichtet.
Am Parkplatz vom Hotel „Schindelbruch“ hatten sich einige Exemplare vom Rispen-Sauerampfer (Rumex thyrsiflorus) angesiedelt, der im Harz noch sehr selten ist und nun am Auerberg erstmalig nachgewiesen werden konnte. Zum Abschluss führte uns der Weg über einen Naturlehrpfad mit großen Beständen vom Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und der dekorativen Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica) zurück zum Ausgangspunkt.
Leitung: Armin Hoch
Text: Armin Hoch
Fotos: Sylvia Hoch, Dr. Joachim Keller, Jürgen Roehl