Waldgesellschaften im Selketal, 07.09.2024

Einschlaglupe und Rothmaler konnten bei dieser Exkursion im Rucksack bleiben, galt doch heute unser Hauptinteresse großräumigen Strukturen: den natürlichen Waldgesellschaften des Selketals. Als Wegbegleiter diente die forstliche Standortskarte. Ihre Angaben zu den Bodeneigenschaften u.v.a. sind eine wichtige Orientierungshilfe beim Erkennen und Abgrenzen von Waldtypen. Sie ist auf der Internetseite des Landeszentrum Wald abrufbar: www.waldgeoportal.de.

Abb. 1: Ausschnitt Forstliche Standortkarte
Bsp: Die Stamm-Standortsgruppe Uf-M3 (hier rot markiert) deutet auf einen Hainsimsen-Buchenwald (siehe Abb. am Klippenweg)

Bei angenehm spätsommerlichem Wetter ging es vom Wanderparkplatz an der „Alten Mägdesprunger Landstaße“ (L 235 bei Harzgerode) auf einen 3 km langen Rundkurs. Bereits am Wanderweg zwischen Köthener Hütte und Mägdetrapppe lieferte das abwechslungsreiche Standorts- und Vegetationsmosaik genügend Waldbilder und Gesprächsstoff, so dass auf den zunächst geplanten Abstieg ins Tal verzichteten werden konnte. Einige Beispiele:

Abb. 2: Waldmeister-Buchenwald
geschützte Plateaulage, gute Nährstoffversorgung und naturnahe, femelartige Bewirtschaftung sichern eine dichte, vitale Naturverjüngung.
Abb. 3: Wald-Haargerste (Hordelymus europaeus) Hinweis auf kleinflächig höhere Basenversorgung der Böden entlang des Schalkenburger Gangzuges.
Abb. 4: Stein-Buche
Selten entwickelt die Rot-Buche eine stark borkige Rinde („Steinbuche“); hier in markanter Rotfärbung durch die Trentepohlia-Alge.
Abb. 5: Hainsimsen-Buchenwald (rechts im Bild)
Der ansteigende Oberhang am Klippenweg ist „Wind und Wetter“ ausgesetzt, Nährstoffe werden ausgewaschen, der Boden verhagert. Die Feldschicht ist artenarm und von Säurezeigern geprägt.

Abb. 6: Expositionsbedingter Baumartenwechsel
Am Bergsporn der Mägdetrappe wechselt der mischungsreicher Waldlabkraut Eichen-Hainbuchen-Wald (Nordostlage, rechts im Bild) abrupt in einen Färberginster Eichen-Trockenwald (Südlage, links im Bild).

Abb. 7: Waldlabkraut Eichen-Hainbuchen-Wald
Knorrige Alteichen geben dem ausgewachsenen Mittelwald an der Mägdetrappe eine altehrwürdige, naturnahe Prägung. Im lichten, wärmegetönten Waldsaum stellen sich basenholde Arten ein, wie die Schwarzwerdende Platterbse.
Abb. 8: Schwarzwerdende Platterbse (Latyrus niger)
Abb. 9: Färberginster Eichen-Trockenwald
Die südexponierten Steilhänge der Mägdetrappe (Grenzstandorte für Wald) werden vom Kümmerwuchs jahrhundertealter Eichen-Niederwälder eingenommen. Im lichten Waldgefüge finden konkurrenzschwache und trockenheitsresistente Pflanzenarten, wie das Blasse Habichtskraut, ein Auskommen.
Abb.10 Blasses Habichtskraut (Hieracium schmidtii)

(mehr zum Thema: „Botanische Streifzüge um Harzgerode (2020), Wanderungen 1 und 2)

Text: Volker Hanebutt
Fotos: Volker Hanebutt, ergänzt durch Dr. Florenz Sasse und Jürgen Roehl