Auftaktexkursion am 12.04.2025 – Wanderung im Eckertal zwischen Stapelburg und Ilsenburger Stieg

Unter zahlreicher Beteiligung startete der Botanische Arbeitskreis am 12.04.2025 in sein 66. Exkursionsjahr. Treffpunkt war das Grenzdenkmal am westlichen Rand von Stapelburg, wo sich auch einige Schauanlagen des Fördervereins Jungborn Harz e.V. befinden. An einem Modell der Kuranstalt Jungborn, unterstützt durch zahlreiche historische Fotos und Filmsequenzen, erläuterte Axel Jordan (Gründer des Fördervereins) die Geschichte der Anstalt, berichtete über den Gründer Adolf Just, prominente Besucher (Marika Rökk, Leo Slezak, Franz Kafka u. a.) sowie über das aktuelle Anliegen des Fördervereins.

Danach begab sich die Gruppe auf den Grenzweg als Teil des „Grünen Bandes“ und beschäftigte sich mit der Flora des Eckertals in ihrem blütenreichen Frühjahrsaspekt. Beeindruckend waren aspektbestimmende Bestände des Busch-Windröschens (Anemone nemorosa) und von Bärlauch (Allium ursinum). Zusammen mit den Märzenbechern (Leucojum vernum) und dem Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) kennzeichnen die Allium ursinum-Vorkommen die grundwassernahen „Gründchenwälder“, die besonders gut im Eckertal, dem Köhlerholz und dem benachbarten Schimmerwald zu sehen sind. Der Auwald im besuchten Teil des Eckertales ist erst nach der Grenzöffnung 1989 ungestört aufgewachsen. Einige alte Eschen (Fraxinus excelsior) und Schwarzerlen (Alnus glutinosa) sowie das reiche Vorkommen der Gewöhnlichen Traubenkirsche (Prunus padus) kennzeichnen das Pado-Fraxinetum (Erlen-Eschenwald), den 1975 Rudolf Schubert (1927-2022) so für das Eckertal beschrieben hat. Besonders hingewiesen wurde auf den Veilchen-Bastard Viola x bavarica, der im Gebiet häufiger erscheint als die Eltern (Viola reichenbachiana & V. riviniana).

Viola x bavarica
Viola riviniana

Hingewiesen wurde auch auf die aktuell sehr starke Ausbreitung von Gewöhnlicher Eibe (Taxus baccata) und der Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium), die als subspontan nach Anpflanzung erfolgt; im Falle von Ilex ist auch mit einer natürlichen Arealerweiterung zu rechnen. Als prominenter Gebirgsschwemmling war die Weiße Pestwurz (Petasites albus) zu beobachten. Neben zahlreichen weiteren Arten (siehe Liste) war das große Vorkommen des Winter-Schachtelhalms (Equisetum hyemale) zu sehen.

Die Mittagsrast fand an den neu errichteten Licht-Luft-Häusern des Jungborn statt. Hier angepflanzte Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) bildet inzwischen ansehnliche Bestände.

In den lichten Gehölzbeständen breiten sich verschiedene Brombeerarten (Rubus pedemontanus und R. spec.) aus und bilden stellenweise eine undurchdringliche Strauchschicht. Derartige Bestände regten Prof. Dr. Hagen Herdam, das am 12.02.2025 verstorbene Ehrenmitglied des Arbeitskreises, dazu an, von einem „Blick in die Zukunft“ zu sprechen. Seiner wurde anlässlich der ersten Exkursion nach seinem Tode gedacht.

Angekommen am Ilsenburger Stieg, wurde über die Ecker auf niedersächsische Seite gewechselt. Dort warteten im „Waldcafé am Jungborn“ Kaffee und Kuchen als wohlverdiente Stärkung auf die Teilnehmer. Nach diesem sehr angenehmen Abschluss der Exkursion wurde der Rückweg zu den Fahrzeugen in Stapelburg angetreten.

Liste der beobachteten Arten in Quadrant 4129/2

Acer campestre
Acer platanoides
Acer pseudoplatanus
Aegopodium podagraria
Aesculus hippocastanum
Allium oleraceum
Allium ursinum
Alnus glutinosa
Anemone nemorosa

(Befall mit Rostpilz Aecidium leucospermum)
Anemone ranunculoides
Aquilegia vulgaris
(kult.)
Arabidopsis halleri
Arum maculatum
Bellis perennis
Betula pendula
Brachypodium sylvaticum
Campanula rapunculoides
Campanula trachelium
Carex sylvatica
Carpinus betulus
Convallaria majalis
Corydalis cava
Corydalis intermedia
Corylus avellana
Corylus maxima „Purpurea“
Crataegus laevigata
Dactylis polygama
Daphne mezereum
Deschampsia cespitosa
Deschampsia flexuosa
Dryopteris carthusiana
Dryopteris dilatata
Equisetum hyemale
Euonymus europaeus
Fagus sylvatica
Fallopia japonica
Festuca guestphalica
Fragaria vesca
Fraxinus excelsior
Galanthus nivalis
Galeobdolon luteum
Galium aparine
Galium sylvaticum
Geranium robertianum
Geum urbanum
Glechoma hederacea
Hedera helix
Helleborus foetidus
Ilex aquifolium
Lathraea squamaria
Leucojum vernum
Lilium martagon
Lonicera periclymenum
Lonicera xylosteum
Luzula luzuloides
Luzula pilosa
Luzula sylvatica
Mahonia aquifolia s. l.
Melica uniflora
Mercurialis perennis
Petasites albus
Phyteuma spicatum
Picea abies
Poa annua
Poa nemoralis
Polygonatum multiflorum
Potentilla sterilis
Prunus avium
Prunus laurocerasus
Prunus padus
Prunus spinosa
Quercus petraea
Quercus robur
Ranunculus auricomus agg.
Ribes uva-crispa
Ribes rubrum agg.
Salix caprea
Sambucus nigra
Sambucus racemosa
Silene dioica
Sorbus aucuparia
Stellaria holostea
Stellaria media
Taxus baccata
Urtica dioica
Veronica chamaedrys
Veronica sublobata
Viola odorata
Viola reichenbachiana
Viola riviniana
Viola x bavarica

Leitung: Dr. Hans-Ulrich Kison und Veronika Kartheuser
Text: Hans-Ulrich Kison
Fotos: D. Wolf-Dolata