Trotz widriger Wetterprognose für eine Tagesexkursion hatten sich über 20 Exkursionsteilnehmer eingefunden, um das zweite Dutzend gemeinsamer Exkursionen zu vollenden. Gestartet wurde an der Hohnewiese, wo nach der Begrüßung der Gäste durch den Botanischen Arbeitskreis die inhaltlichen Schwerpunkte der Wanderung benannt wurden: Vorstellen der Pflanzen entlang des Wanderwegs zum Trudenstein sowie Bemerkungen zu den Waldentwicklungsstadien nach dem großflächigen Abgang der Fichtenforste.

Dr. Kison erinnerte zunächst an die sehr schöne 23. Gemeinsame Exkursion 2024 nach Hohegeiß, wo alle namhaften Arten der montanen Bergwiesen anzusehen waren. Der Besuch der Hohnewiese (550 m ü. NHN) konnte unmittelbar daran anschließen. Als Besonderheit dieser Hohnewiese wurde herausgestellt, dass es sich um eine Bärwurz-Rotschwingelwiese (Meo-Festucetum rubrae) handelt (wie sie auch um Hohegeiß gezeigt wurde), in deren Artengarnitur sich aber einige wärmeliebende Arten der submontanen Stufe „eingeschmuggelt“ haben, die hier zumeist die Grenze ihrer Höhenverbreitung erreichen. Die namengebende Bärwurz (Meum athamanticum) war bereits verblüht; als bestandsbildende Gräser wurden vorgestellt: Rot-Schwingel (Festuca rubra), Gold-Grannenhafer (Trisetum flavescens – weist im Harz auf den montanen Charakter hin), Flaumiger Wiesenhafer (Helictotrichon pubescens) und Wolliges Honiggras (Holcus lanatus). Der Glatthafer (Arrhenatherum elatius) hat seinen Schwerpunkt in den tieferen Lagen, weist aber auch auf Eutrophierung hin. 
Als wärmeliebend sind noch zu nennen die Labkraut-Arten (Galium album et verum sowie der Bastard zwischen beiden Galium x pomeranicum), die Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), der Arznei-Thymian (Thymus pulegioides), die Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und das Ovalblättrige Sonnenröschen (Helianthemum nummularium ssp. obscurum – an diesem Tage nicht gesehen). Typische Wiesen-Arten, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen waren Kanten-Hartheu (Hypericum maculatum), Nordisches Labkraut (Galium boreale) und die in voller Blüte stehende Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia). Am Rande der Wiese fand sich noch etwas Borstgras (Nardus stricta) und daneben das letzte Exemplar von Arnika (Arnica montana) auf dieser Wiese. Die Hohnewiese ist aus Naturschutzsicht sehr wertvoll (Lebensraumtyp 6520 nach Natura 2000) und erfüllt wichtige Funktionen in der Umweltbildungsarbeit der Nationalparkverwaltung.
Es wurde diskutiert, dass der Erhalt der Wiese durch Pflege erfolgen muss, da an eine eigentliche Nutzung nicht mehr zu denken ist. Dabei steht der Landschaftspflegeverband Harz der Nationalparkverwaltung zur Seite.

Beim Verlassen der Wiese standen unmittelbar nebeneinander der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) und der Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum), deren Unterscheidungsmerkmale benannt wurden.
Der Weg in Richtung Trudenstein führte durch große Freiflächen, die die abgestorbenen Fichtenforste freigegeben hatten. Entlang der Wege traten Arten auf, die sich durch die plötzliche Lichtstellung massenhaft vermehren konnten, aber eigentlich keine Waldpflanzen sind, z. B. Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Falsche Strandkamille (Tripleurospermum inodorum). Auch der Neophyt aus Südafrika, das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens), nutzt die Freiflächen für seine Ausbreitung. Ebenfalls in Ausbreitung ist derzeit die heimische Tollkirsche (Atropa bella-donna), die in einem blühenden Exemplar am Wege zu sehen war. Einige auffallende, wegbegleitende Arten waren noch Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum), Gelb-Segge (Carex flava), Moor-Labkraut (Galium uliginosum) und Wald-Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum).
Hinsichtlich der weiteren Waldentwicklung auf den z.T. von Totholz beräumten Flächen (Beräumung notwendig wegen des 500 m-Sanierungsstreifen zum Schutz der angrenzenden Wirtschaftsforstämter entlang der Nationalpark-Außengrenze) wurden folgende Stadien gesehen:
- Schlagflur mit Schmalblättrigem Weidenröschen (Epilobium angustifolium) und Rotem Fingerhut (Digitalis purpurea) sowie weiteren Kräutern und Gräsern, die vor allem den Boden beschatten, das Bodenleben schützen sowie die Nährstoffe vor Auswaschung bewahren und nach ihrem Vergehen die Humusbilanz aufbessern.
 - Pionierwald-Entwicklung mit Rotem Holunder (Sambucus racemosa), Birken (Betula spec.), Eberesche (Sorbus aucuparia), Zitter-Pappel (Populus tremula) sowie in großem Ausmaß mit Brombeeren (Rubus spec.). Solche flächigen Brombeeraufkommen wurden bisher nicht beobachtet, werden aber sobald das Kronendach der Bäume wieder beschattet, ausgedunkelt. Auch die Fichte (Picea abies) beteiligt sich am Aufbau des Pionierwaldes; sie hat durchaus die Chance, an ihr zusagenden Standorten Teil des Endwaldes zu bleiben. Der Pionierwald lässt bereits wieder ein Waldbinnenklima entstehen und bereitet den Boden für den sog. „Klimaxwald“, in dem die Rotbuche (Fagus sylvatica) die Hauptrolle spielen wird.
 - Im Nationalpark Harz fanden umfangreiche Voranbauten von Rotbuche statt, die erforderlich sind, um diese wichtige Baumart, die infolge der jahrhundertelangen Forstkultur vielerorts völlig verdrängt wurde, für die zukünftige Waldentwicklung an den Start zu bringen. Aus eigener Kraft brauchte sie für die Rückkehr zu viel Zeit. Es wurde aber darauf verwiesen, dass die Pflanzungen nicht den Naturwald der Zukunft ergeben sollen, sondern sie sollen eine Zwischengeneration von Buchen-Mutterbäumen schaffen, die dann mit ihrer Naturverjüngung die eigentliche Naturwaldentwicklung einleiten.
 


Der Trudenstein (735 m ü. NHN), eine Granitklippe am Fuß der Hohne wurde erreicht. Nach einer kleinen Rast mit Hinweisen auf den ehemaligen Steinbruch Knaupsholz wurde die Exkursion auf dem Glashüttenweg fortgesetzt. Auf dem Abstieg über den Von-Eichendorff-Stieg zum HohneHof konnten noch einmal alle Entwicklungsstadien des zukünftigen Waldes aus der Nähe angeschaut werden. Das Team der Brocken-Haus-GmbH, dem hier herzlich gedankt wird, nahm die Gruppe in Empfang und sorgte für eine angemessene Stärkung.
Nach dem ereignisreichen Tag waren sich alle einig, dass ein regenfreier Tag der Exkursion gutgetan hätte, aber der Regen für die Natur und den in die Zukunft aufbrechenden Wald doch mehr als notwendig war.
Text: Dr. Hans-Ulrich Kison
Fotos: Jürgen Roehl
								




